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Magnetic Fields

 

Der Titel von Markus Sailes Ausstellung Magnetic Fields beschreibt ein Phänomen aus der Physik und zugleich eine Metapher. Der Künstler bezieht sich auf die An- und Abstoßungskräfte, in seinen Bildern sowie zwischen diesen im Raum. Hierfür experimentierte Saile mit Magnetfolie  ̶  ein für die malerische Praxis ungewohntes Material, das industriell hergestellt wird. Auf diesen Bildträger, der durch seine Beschichtung bereits eine Art weißer Grundierung besitzt, trägt er die Farbe direkt auf. Die Formate sind oftmals klein, mal beinahe quadratisch, mal länglich aber nie im Standard. Als Maßstab für die großen Formate dienen dem Künstler Bezüge zum menschlichen Körper und zum Raum, wie die Reichweite der Arme und des Blickfelds.

Die Farbe wird dann, ohne Vorzeichnung, in mehreren Schichten auf der grundierten Fläche übereinandergelagert. Vorbereitend mischt Saile verschiedene, genauestens aufeinander abgestimmte Ölfarben auf seiner Palette mit Terpentin – oder vielmehr mischt er Terpentin mit etwas Ölfarbe. Durch die starke Verdünnung der Farben, durch den Auftrag von dünnen Lasuren entstehen changierende Farbverläufe, zarte Spuren, flüchtige Schlieren und wolkige Schleier in ephemerer Transparenz. Der Pinselstrich ist nicht nur fließende Spur, zeitlicher Abdruck, sondern wird als reflektierte Geste zum Akteur im Bild, seine Bewegung zu einem räumlichen, spannungsvollen Moment. 

 

Ulrike Groos

Ulrike Groos: Magnetic Fields, in: 25 Jahre STRABAG Artaward: Kunstpreis für Malerei und Zeichnung, hg. Von STRABAG SE, STRABAG Kunstforum Wien, Klagenfurt: Ritter Verlag 2020, S. 364

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